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Aus einer Mücke einen Elefanten machen

Etwas Unbedeutendes aufbauschen; eine Sache schlimmer darstellen, als sie ist; viel Aufhebens um eine Kleinigkeit machen; etwas übertreiben; etwas dramatisieren.

Erläuterungen

In ihrer Bildhaftigkeit ist die Redewendung kaum zu übertreffen. Auf der einen Seite hat man es mit etwas so winzig Zartem wie einer Mücke zu tun. Sie steht für eine unbedeutende Kleinigkeit. Auf der anderen Seite erscheint der große und mächtige Elefant, ein wahrer König der Tiere. Er verkörpert die riesige Angelegenheit, zu der manche Sache aufgebauscht wird.

Die Redensart war schon in der griechischen Antike bekannt. Ein Beleg findet sich bei Lukian von Samosata, dem bedeutendsten Satiriker seiner Zeit. Lukian lebte im 2. Jahrhundert nach Christus und hinterließ ein umfangreiches literarisches Werk. In einem Text über »Die Fliege« heißt es am Ende selbstironisch: »Doch ich schließe, so Viel noch über diesen Gegenstand zu sagen wäre, damit es nicht scheine, als wollte ich, wie das Sprichwort sagt, aus einer Fliege einen Elephanten machen.« Im Neugriechischen gab es neben der genannten Wendung später auch eine Variante mit einem Floh und einem Kamel.

In lateinischer Form taucht die Redensart bei dem niederländischen Gelehrten Erasmus von Rotterdam (1466–1536) auf. Im Deutschen ist sie seit dem 17. Jahrhundert belegt. Unter anderem nahm Grimmelshausen sie in seinen »Simplicissimus« (1669) auf. Aus dem Jahr 1618 ist das Zitat von Aegidius Albertinus (siehe letztes Beispiel).

Quellen und weiterführende Literatur:

  • Röhrich, Lutz: Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten, Freiburg u. a.: Herder 2003.

Beispiele und Zitate

  • In allen politischen Parteien gebe es »schwarze Schafe«, und die Medien machten aus mancher Mücke einen Elefanten, erklärte Rau am Sonnabend in Berlin auf dem Festakt zum 50-jährigen Bestehen der Bundeszentrale für politische Bildung.

    Berliner Zeitung, 25.11.2002
  • Auch die mittlerweile Erwachsengewordenen wissen aus eigener Erfahrung, mit welcher Lust man in diesem Alter aus einer Mücke einen Elefanten macht.

    Der Tagesspiegel, 10.04.1998
  • Sie machen aus einer Mücke einen Elefanten. Ein paar Kinder machen ein Lagerfeuer, und schon heißt es, dass die halbe Stadt brennt.

  • Denn vorher mochten einige Leute noch glauben, die Presse habe wieder einmal alles aufgebauscht und aus einer Mücke einen Elefanten gemacht – jetzt ist es offenkundig.

    Die Zeit, 06.04.1984, Nr. 15
  • Solche Fehler, so klein sie auch erscheinen mögen, sollten vermieden werden – wie leicht wird später aus einer Mücke ein Elefant gemacht.

    Eichler, Lillian: So oder so? In: Zillig, Werner (Hg.), Gutes Benehmen, Berlin: Directmedia Publ. 2004 [1928], S. 5604
  • Man macht aus der Mücke einen Elefanten.

    Karl Friedrich Wilhelm Wander, Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1 (1867)
  • Andere machen in jhren Schrifften auß einer Mucken einen Elephanten/ auß einem Esel einen Gelerten/ auß einem gemeinem Mann einen vom Adel/ auß einem Edelman ein Freyherrn/ auß einem Fürsten einen Gott/ auß einer schönen Frawen ein Göttin.

    Aegidius Albertinus, Hiren schleifer (1618)

Übersetzung in andere Sprachen

  • To make a mountain out of a molehill
    Englisch
  • Faire une montagne de tout
    Französisch

Varianten

  • Aus einer Mücke einen Elefanten machen
  • Aus jeder Mücke einen Elefanten machen
Letzte Aktualisierung dieser Seite am 6. Juni 2021.