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Das geht auf keine Kuhhaut!

Etwas ist unerhört oder unerträglich. Etwas übersteigt jegliches Maß. Etwas geht über das Zumutbare hinaus.

Herkunft

Die Redensart lässt sich auf Teufelslegenden aus dem Mittelalter zurückführen.

Erläuterungen

Seit dem Altertum war es üblich auf Pergament zu schreiben. Pergament wurde gewöhnlich aus der Haut von Kälbern, Schafen oder Ziegen gewonnen.

Die Redensart hat ihren Ursprung in Erzählungen des Mittelalters. Es hieß seinerzeit, dass der Teufel das »Geschwätz in Kirchen« oder die Sünden der Menschen aufschreibe, um sie vor Gott gegen sie zu verwenden. In beiden Fällen hatte der Teufel so viel zu notieren, dass sein Pergament nicht ausreichte. Er zerrte deshalb mit den Zähnen daran, um die Tierhaut auszudehnen. Die Pointe der Geschichten bestand darin, dass selbst eine sehr große Schreibfläche wie die Kuhhaut nicht genug Platz böte.

Der erste Beleg findet sich in einem Exempel von Jacques Vitry (vor 1240 gest.) Bis über das Mittelalter hinaus tauchen Tierhäute und der daran zerrende Teufel auch in bildlichen Darstellungen der Kirchenkunst auf.

Erst im 16. Jahrhundert entfernt sich die Redensart von der zugrunde liegenden Teufelsgeschichte. Sie geht in den allgemeinen Sprachgebrauch über. Belege finden sich vor allem in Briefen jener Zeit. In Wolfhart Spangenbergs Drama »Mammons Sold« sagt ein betrügerischer Bauer 1614 von sich selbst, dass seine Untaten auf keine Kuhhaut gehen. Inzwischen hat sich die Redensart vollständig von ihrem kirchlichen Bezug gelöst.

Quellen und weiterführende Literatur:

  • Röhrich, Lutz: Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten, Freiburg u. a.: Herder 2003.

Beispiele und Zitate

  • Kubicki: Was in den letzten Tagen, Wochen und Monaten auch über die sozialen Netzwerke der Grünen gegen uns polemisiert wurde, geht auf keine Kuhhaut.

    Die Zeit, 22.11.2017, Nr. 48
  • Die Wahrheit ist ja nun wirklich eine christliche Aufgabe und Pflicht, und was da auf Biegen und Brechen gelogen wird, geht auf keine Kuhhaut.

    Berliner Zeitung, 02.10.2004
  • »Was der Schiedsrichter heute gegen uns gepfiffen hat, das passt auf keine Kuhhaut mehr«, schimpfte Niko Kovac nach dem 0:0 im Daimler- Stadion.

    Der Tagesspiegel, 11.08.2003
  • Was die Briten seit ihrem Eintritt in die Europäische Gemeinschaft über CAP (Common Agricultural Policy) gelästert haben, geht auf keine Kuhhaut.

    Berliner Zeitung, 03.04.1996
  • Es geht auf keine Kuhhaut, was da alles an Schnapsideen produziert wurde: räumliche Trennung von Parlament und Regierung, Auseinanderreißen der Ministerien, die Obrigkeit als Wanderzirkus.

    Die Zeit, 21.06.1991, Nr. 26
  • Was da zusammengeregelt wird, geht auf keine Kuhhaut.

    Kurt Tucholsky: Der Verkehr. In: ders., Kurt Tucholsky, Werke – Briefe – Materialien, Berlin: Directmedia Publ. 2000 [1929], S. 7180
  • Ja, siehst du: daran gewöhnt man sich, was so hier in diesem alten Kasten mit schmutzigen Unterröcken die Treppe fegt und überhaupt schleicht, kriecht, ächzt, seufzt, schwitzt, schreit, flucht, lallt, hämmert, hobelt, stichelt, stiehlt, treppauf treppab allerhand dunkle Gewerbe treibt, was hier an lichtscheuem Volke nistet, Zither klimpert, Harmonika spielt – was hier an Not, Hunger, Elend existiert und an lasterhaftem Lebenswandel geleistet wird, das ist auf keine Kuhhaut zu schreiben.

    Hauptmann, Gerhart: Die Ratten, Berlin: S. Fischer 1942 [1911], S. 437
  • *81 Einem so viel Schande anthun, dass sie auf keiner Kuhhaut Platz hat.

    Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.
  • *219 Diese Lügen haben auf keiner Kuhhaut Platz.

    Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.

Varianten

  • Das geht auf keine Kuhhaut!
  • Auf keine Kuhhaut gehen
  • Auf keine Kuhhaut passen
  • Auf keine Kuhhaut zu schreiben sein
  • Auf keiner Kuhhaut Platz haben
Letzte Aktualisierung dieser Seite am 2. Oktober 2021.