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Dasselbe in Grün

Im Grunde nichts anderes; zwei Dinge oder Situationen sind fast identisch, sie unterscheiden sich nur in einem einzigen Merkmal.

Herkunft

Die Herkunft der Redewendung ist nicht eindeutig festzustellen. Es gibt mehrere konkurrierende Erklärungsversuche.

Erläuterungen

Es gibt mehrere Hinweise auf die Entstehung der Redensart. Die bekannteste stammt aus der Automobilbranche.

Seit 1921 verkaufte der französische Autohersteller Citroën den 5CV. Das Modell wurde – zumindest am Anfang – ausschließlich in Zitronengelb ausgeliefert.

1924 begann Opel als erstes deutsches Unternehmen, Autos in Großserie zu bauen. Der erste Fahrzeugtyp, der vom Band lief, war nahezu eine 1:1-Kopie des Franzosen: der Opel 4/12 PS. Das neue Auto war deutlich kleiner als die damals in Deutschland üblichen. Es war auch nicht mehr nur schwarz. Das Gefährt wurde in der Standardfarbe Grün produziert. Das Plagiat des Citroën war also dasselbe (Auto) in Grün.

Durch die Fließbandherstellung war der Opel 4/12 PS auch für den »kleinen Mann« erschwinglich. Im Volksmund wurde der bis zu 60 km/h schnelle Flitzer »Laubfrosch« genannt.

In Röhrichs »Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten« findet sich ein Hinweis auf einen älteren Beleg. Johanna Schopenhauer veröffentlichte um 1800 ihre Eindrücke eines Aufenthalts im Kurbad Pyrmont. Zur Verdeutlichung erzählt sie eine Anekdote: Ein Dienstmädchen hatte einst in einem Laden dem Kaufmann ein Stück rosarotes Band gereicht. Dann verlangte sie »Dieselbe Couleur, aber in Grün […]«. So sei es auch ihr, der Autorin, in Pyrmont ergangen: »Alles wie ich es mir gedacht hatte, nur ganz anders.« (Im Wechsel der Zeiten, im Gedränge der Welt, Seite 124). Die Redensart ist also schon damals bekannt gewesen. Möglicherweise wurde sie aber erst durch die Citroën-Kopie von Opel gebräuchlich.

Ein weiterer Erklärungsansatz fällt ebenfalls in die Zeit vor der Auto-Geschichte. Dabei geht es um Bahnfahrkarten. Die der (billigsten) 3. Klasse waren Ende des 19. Jahrhunderts braun, die der (besseren) 2. Klasse waren grün, die der 1. Klasse gelb. In der Wochenzeitschrift »Fliegende Blätter« erschien im Jahr 1903 eine Zeichnung zu diesem Thema. Nachdem ein Mann am Fahrkartenschalter eine Fahrkarte 3. Klasse nach Frankfurt gelöst hat, tritt ein zweiter Mann vor. Dieser ist offensichtlich wohlhabender und verlangt deshalb: »Dasselbe in jrün«.

Quellen und weiterführende Literatur:

  • Röhrich, Lutz: Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten, Freiburg u. a.: Herder 2003.

Beispiele und Zitate

  • Ein halbes Jahr vor einer Wahl gibt es Analysen, in den Talkshows sitzen permanent die gleichen Leute, die immer das Gleiche quatschen, alles wird zerredet, und nach der Wahl noch dasselbe in Grün!

    Berliner Zeitung, 10.12.2005
  • »Danke für den Vorschlag, Herr Schulze. Allerdings erkenne ich keinen echten Unterschied zum bisherigen Verfahren. Für mich ist es dasselbe in Grün

Letzte Aktualisierung dieser Seite am 6. Juni 2021.