Skip to main content

Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm.

Eigenschaften und Verhalten eines Menschen ähneln häufig denen seiner Mutter oder seines Vaters.

Herkunft

Das Sprichwort verwendet ein Bild aus der Natur: Äpfel, die von den Ästen eines Apfelbaums fallen, bleiben ganz in der Nähe des Baumstamms liegen.

Erläuterungen

Äpfel, die von den Ästen eines Apfelbaums fallen, bleiben nahe beim Baumstamm liegen. Diese eigentlich banale Feststellung inspirierte jemanden zur Verballhornung des Sprichworts: »Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm, es wäre denn, er steht im Hang.« Die abschüssige Lage würde die Früchte dann wegrollen lassen.

Im Kern geht es natürlich nicht um die räumliche Entfernung des reifen Apfels vom Apfelbaum. Die Redensart meint vielmehr: Der Apfel trägt immer eindeutige Merkmale des Baums, von dem er stammt. Dieser Sachverhalt wird auf die Beziehung zwischen Menschen und ihren Vorfahren übertragen.

Kinder haben genetische Übereinstimmungen mit ihren Eltern und Großeltern. So können zum Beispiel Dispositionen für bestimmte Krankheiten vererbt werden. Gleichzeitig wird ein Kind auch von der Umwelt geprägt, in der es aufwächst. Durch Nachahmung nimmt es Verhaltensweisen, Vorlieben oder Abneigungen seiner Bezugspersonen an. Das sind häufig – aber nicht zwangsläufig – die Eltern.

Seit der Antike bis in die Gegenwart beschäftigen sich Wissenschaftler mit der Frage, ob ein Mensch mehr durch seine Anlage oder durch sein Umfeld bestimmt ist. Die alte Volksweisheit unterstützt offensichtlich die erste These, nämlich, dass es auf die Gene ankommt.

Belegt ist das Sprichwort schon im 17. Jahrhundert. Eine weitere scherzhafte Abwandlung lautet »Der Apfel fällt nicht weit vom Birnbaum.« Wander verweist 1880 in seiner Sprichwörter-Sammlung auf Hermann Frischbier (Preußische Sprichwörter und volkstümliche Redensarten, 1876).

Auf ein Teekesselchen wird dagegen in der Variante »Der Apfel fällt nicht weit vom Pferd« angespielt: Die Exkremente von Pferden erinnern in ihrer Form an Äpfel und werden umgangssprachlich auch Pferdeäpfel genannt.

Quellen und weiterführende Literatur:

  • Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 5. Leipzig, 1880.

Beispiele und Zitate

  • Lieschen wurde freilich nicht sonderlich gottesfürchtig erzogen, denn der Sinn ihrer Mutter war allezeit geblieben, wie er in der Jugend gewesen, und – der Apfel fällt nicht weit vom Stamme; auch darin fiel er nicht weit, daß Lieschen so bildhübsch war, wie ihre Mutter einst gewesen, ja, die Leute meinten, es sei noch hübscher, als sie einst war.

    Ernst Keil (Hrsg.): Die Gartenlaube. Jg. 3 (1855).
  • Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm, stellt uns einen Gegenstand aus der körperlichen Welt vor, durch welchen wir eine andre Sache errathen sollen; nämlich, daß Kinder gemeiniglich nach den Aeltern arten.

    Johann Georg Sulzer: Allgemeine Theorie der Schönen Künste. Bd. 1. Leipzig, 1771.
  • Sie wurde in eine Künstlerfamilie hineingeboren. Ihre Mutter spielt am Theater, der Vater ist ein bekannter Tenor. Und der Apfel fällt bekanntlich nicht weit vom Stamm: Mit sechs Jahren stand Lisa zum ersten Mal mit ihrer Geige auf der Bühne.

  • Der Vater Rechtsanwalt, die Mutter Ärztin, und Lars haben sie schon wieder beim Klauen erwischt. Ich versteh‘ das nicht. Heißt es denn nicht immer, der Apfel fällt nicht weit vom Stamm. Irgendwas läuft bei denen wohl falsch.

Übersetzung in andere Sprachen

  • Like father, like son.
    Englisch
  • Tel père, tel fils.
    Französisch

Varianten

  • Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm.
  • Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm, so wie der Bock, so auch das Lamm.
Letzte Aktualisierung dieser Seite am 6. Juni 2021.