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Zu neuen Ufern aufbrechen

Sich völlig neuen Zielen zuwenden; etwas gänzlich Neues wagen; sich von Unbekanntem anlocken lassen, auch wenn es gefährlich ist.

Herkunft

Die Redensart stammt aus der Seefahrt. Von der Antike bis weit ins 19. Jahrhundert hinein war die Welt noch nicht vollständig kartiert. Zu jenen Zeiten brachen Seefahrer und Entdecker also im Wortsinne »zu neuen Ufern« auf.

Erläuterungen

Der erste literarische Beleg für einen »Aufbruch zu neuen Ufern« findet sich im Jahr 1753. In Johann Jakob Bodmers Gedicht »Die Colombona« heißt es: »Siehe die tage sind schon erfyllt; ein ligurischer Mann ist / Yber den Ocean vveg zu neuen ufern geflogen.« Die Rede ist von Christoph Kolumbus. Dieser segelte 1492 westwärts zu unbekannten Ufern. Dabei landete er auf den karibischen Inseln.

Eher das Gegenteil hat der Gelehrte Faust in Goethes gleichnamiger Tragödie im Sinn. Faust ist verzweifelt darüber, dass er trotz großen Wissens nicht die ersehnte Welterkenntnis erlangt. In seiner Not will er sich mit Gift das Leben nehmen. In der Szene »Nacht« spricht er: »Ins hohe Meer werd‘ ich hinausgewiesen, / Die Spiegelflut erglänzt zu meinen Füßen, / Zu neuen Ufern lockt ein neuer Tag«. Die neuen Ufer sind hier Tod und Jenseits.

Wer heute zu neuen Ufern aufbricht, fühlt sich in der Regel Kolumbus näher als Faust. Meist sind es jedoch Ufer im übertragenen Sinne: Ziele, Wagnisse, Entwicklungsschritte.

Quellen und weiterführende Literatur:

  • Röhrich, Lutz: Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten, Freiburg u. a.: Herder 2003.

Beispiele und Zitate

  • Ins hohe Meer werd ich hinausgewiesen,
    Die Spiegelflut erglänzt zu meinen Füßen,
    Zu neuen Ufern lockt ein neuer Tag.

  • Ich sorgte dafür, dass er tanzend zu neuen Ufern aufbrach.

    Zeit Magazin, 08.03.2017, Nr. 08
  • Andererseits liebäugelte Tillmans schon als junger Bildlieferant für Lifestyle-Magazine mit dem Habitus des avantgardistischen, unablässig zu neuen Ufern aufbrechenden Künstlers.

    Die Zeit, 05.03.2017, Nr. 08
  • Das Hamburgische Weltwirtschaftsinstitut (HWWI) steht vor einem Aufbruch zu neuen Ufern.

    Die Zeit, 11.09.2016 (online)
  • »Das war eine Grundsatzentscheidung für Tradition und Stabilität und gegen den Aufbruch zu neuen Ufern

    Die Zeit, 07.09.2013, Nr. 37
  • Andererseits gibt es genügend Beispiele, dass die Amerikaner den Europäern häufig eine Qualität voraushatten: den Glauben an sich selbst und die Fähigkeit, zu neuen Ufern aufzubrechen.

    Die Zeit, 24.03.2011, Nr. 13
  • Auf zu neuen Ufern, lautet der Schlachtruf aus der Chefetage.

    Berliner Zeitung, 24.07.2004
  • Die wahrhaft großen Künstler bleiben niemals beim Erreichten stehen, richten sich nicht behaglich ein im Gekonnten und Beherrschten, sondern brechen immer wieder zu neuen Ufern auf.

    Der Tagesspiegel, 11.04.2004

Übersetzung in andere Sprachen

  • conquer new frontiers
    Englisch
  • move on to pastures new
    Englisch

Varianten

  • Zu neuen Ufern aufbrechen
  • Auf zu neuen Ufern!
Letzte Aktualisierung dieser Seite am 1. Mai 2021.