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Schall und Rauch

Etwas Unbedeutendes oder Flüchtiges; etwas Vorübergehendes; etwas, das keinen Bestand hat.

Herkunft

Der Ausdruck ist ein verkürztes Zitat aus dem Drama »Faust I« (Vers 3457) von Johann Wolfgang von Goethe.

Erläuterungen

Die Redensart hat ihren Ursprung in Goethes Drama Faust – Der Tragödie erster Teil (Szene in Marthens Garten). Faust und Margarete, das »Gretchen», sind dabei sich kennenzulernen. Das fromme Gretchen konfrontiert Faust mit der berühmt gewordenen Frage: »Nun sag‘, wie hast du’s mit der Religion?« Sie ist als sogenannte »Gretchenfrage« in den deutschen Wortschatz eingegangen.

Faust kann und will darauf keine eindeutige Antwort geben. Er weicht aus und windet sich. Schließlich versteigt er sich zu der Aussage: »Nenn es dann, wie du willst,/Nenn’s Glück! Herz! Liebe! Gott!/Ich habe keinen Namen/Dafür! Gefühl ist alles;/Name ist Schall und Rauch,/Umnebelnd Himmelsglut.« (Vers 3453 ff.)

Faust bringt damit zum Ausdruck, dass der Gottesbegriff weit gefasst werden kann. Er ist nicht klar abgegrenzt und somit nicht greifbar. Er lässt sich nicht festlegen und ist nicht von Dauer. Sein Name ist veränderlich und auch vergänglich. Schall und Rauch haben genau dieselben Eigenschaften: Die Zwillingsformel »Schall und Rauch« ist eine Metapher für Unschärfe, Flüchtigkeit und Vergänglichkeit.

Die Wendung ist also ein verkürztes Zitat. Der vollständige Vers 3457 lautet »Name ist Schall und Rauch.« In beiden Varianten ist er zu einem geflügelten Wort geworden. Dies sind Zitate, deren Urheberschaft sich immer nachweisen lässt. Sie sind mit der Zeit jedoch ein selbstverständlicher Teil der Alltagssprache geworden. Deshalb sind sich manche Menschen ihrer Herkunft nicht mehr bewusst.

Andere geflügelte Worte von Goethe sind zum Beispiel »Das ist des Pudels Kern.« oder »Zwei Seelen wohnen, ach! in meiner Brust.«

Beispiele und Zitate

  • Nenn es dann, wie du willst,/ Nenn’s Glück! Herz! Liebe! Gott!/ Ich habe keinen Namen/ Dafür! Gefühl ist alles;/Name ist Schall und Rauch,/Umnebelnd Himmelsglut.

  • Doch solche Hinweise scheinen in der Bebauungsplanung bis heute oft nur Schall und Rauch zu sein.

    Die Zeit, 26.09.1980.
  • Wir als Dauerversetzungsgefährdete wissen natürlich, dass Noten nur Schall und Rauch sind.

    Die Zeit, 03.11.2017 (online)
  • Die Ankündigungen von Schäuble und Rösler, die Nettokreditaufnahme weiter zu senken, könnten jedoch ohnehin schnell Schall und Rauch sein, wenn Deutschland in der Euro-Krise Risiken etwa für Griechenland übernehmen muss.

    Die Zeit, 04.11.2012 (online)
  • Und da soll noch einer behaupten, Politik produziere nur Schall und Rauch.

    Berliner Zeitung, 24.01.2005
  • Das erscheint inzwischen vielen als illusorisch, zumal sich großspurige Ankündigungen des einen oder anderen selbst ernannten Investors in den vergangenen Wochen als Schall und Rauch erwiesen.

    Der Tagesspiegel, 25.09.2002
  • Alles wollte Faust wissen, alles erleben, doch am Ende (Goethe verzeih!) war’s nur Schall und Rauch.

    Berliner Zeitung, 12.04.2002
  • Wörter sind nicht Schall und Rauch; sie sind Tatsachen, die in der Wirklichkeit neue Tatsachen schaffen.

    Die Zeit, 12.07.2001, Nr. 29
  • Die Zusage des Handwerkspräsidenten, dadurch entstünden 500 000 neue Arbeitsplätze, war nur Schall und Rauch.

Übersetzung in andere Sprachen

  • To signify nothing
    Englisch
  • Talk is cheap
    Englisch
Letzte Aktualisierung dieser Seite am 28. Februar 2021.